Die große Flusswanderung von A-Z
 

A wie Münstersche Aa

In Westfalen ist der Name Aa eine weit verbreitete Bezeichnung für Flüsse und Bäche. Unsere „persönliche Aa“ liegt direkt vor der Haustür: die Münstersche Aa.

Die Quellen der Münsterschen Aa liegen im nordwestlichen Westfalen, etwa 16 Kilometer westlich von Münster bei Havixbeck. Von den Baumbergen kommend fließen Hangsbach, Poppenbecker Aa und Krummer Bach in nordöstliche Richtung und vereinen sich in der Nähe des historischen Brauhauses Klute zur Münsterschen Aa.
Die Münstersche Aa ist die Start-Tour zu unserem kleinen Abenteuerprojekt
„Die große Flusswanderung von A-Z“.

Hier berichten wir von unserer ersten Flusswanderung - obwohl es zeitlich etwas anders war - von der Quelle bis zur Mündung. Ein Fluss beginnt immer mit dem ersten Tropfen, startend in der Quelle. Um den Fluss zu erleben und zu verstehen, ist es also nur vernünftig, auch an der Quelle zu beginnen, dem Ursprung und Beginn einer fantastischen Reise: einer Flusswanderung!

Münstersche Aa – Erster Teilabschnitt

An einem sehr nebligen Morgen im Oktober 2020 fuhr uns die Baumberge Bahn bis ins verschlafene Havixbeck. In der Bauernschaft Poppenbeck, entsteht die Münstersche Aa in einem Quellgebiet kleiner Bachläufe. Schon nach kurzem Lauf vereinigen sich diese kleinen Rinnsale zur Aa. Unscheinbar und durch Begradigungen zum Graben verkommen, fließt die Aa neben großen, Monokultur-Äckern die Baumberge hinab. Sammeln tut sie sich erstmalig in alten Forellenteichen nahe eines Gehöfts an der Kleistiege in Poppenbeck.

Der Bäuerin - der unser Erscheinen aus dem Nebel an einem frühen Samstagmorgen in ihrem Garten wohl eher suspekt erschien - konnten wir unser Vorhaben, die Aa abzuwandern, wohl nicht ganz sinnvoll machen. Von ihrem Balkon aus wünschte sie uns dennoch eine gute Wanderung und gab die Empfehlung für den besten Weg über ihr Grundstück.
Ab den Forellenteichen ist die Aa – manche sprechen hier erst noch von der Poppenbecker Aa – dann auch tatsächlich vom Graben zum fließenden Bächlein geworden.

Vorbei am Brauhaus Klute, die Landstraße 550 unterquerend, geht es gen Haus Stapel, eines der größten Wasserschlösser Westfalens, deren Gräfte durch die Aa gespeist wird. Schnell wird die Aa hier breiter, denn die zum Schloss gehörige, aber nicht mehr betriebene Mühle, staut das Flüsschen mit ihrem Wehr auf. Vorbei an „Stapelsmühle“ wurde es nun unwegsamer entlang der Aa.

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Marc, das bequeme aber unnatürliche Asphaltgehen gewöhnt, war sichtlich erstaunt und nachhaltig beeindruckt, von dem Abenteuer, was sich nun entspann:
Es wurde ihm bewusst, dass es keinen Wanderweg abzulatschen galt, sondern neue, nicht ausgetretene Pfade gefunden und erfunden werden mussten. Querfeldein, über Stock und Stein, Wiesen und Äcker - sich wie der Fluss den Weg bahnend.
Durch Hecken aus Schlehen, Ackerfurchen und Gebüsch wanderten wir immer den Lauf der Aa entlang. Vorbei an Münsterländer Gehöften und kleinen Köttern stießen wir an der L874 auf den alten Grenzstein zwischen dem Kreis Steinfurt und dem damaligen Kreis Münster. Heute treffen hier Havixbeck (Kreis Coesfeld) und Altenberge (Kreis Steifurt) aufeinander. Die Aa ist ab hier für einige Kilometer die Grenze zwischen den beiden Kreisen. Über Wiesen und breite Hecken- und Grünstreifen zwischen Äckern, kamen wir Hohenholte näher.

Auffällig die unzähligen Spuren, Ein- und Ausgänge zum Wasser, von Nutria oder Bisamratte. Die pelzigen Amerikaner – oft mit unserem heimischen Biber verwechselt – haben es entspannter als wir: ab ins kühle Wasser, sind ihnen bei dichtem Fell die Temperaturen Ende Oktober ziemlich egal. Wir hingegen mussten irgendwie auf die andere Seite der Ufers, um nach Hohenholte zu gelangen. Schließlich mit Mut und einem gewagten, weiten Sprung klappte es - ohne nasse Füße. Allerdings mussten wir uns – wie am Morgen im Bauerngarten – irgendwie durch einen Vorgarten eines Einfamilienhauses schlängeln, um die Straßen des kleinen Dorfes zu erreichen. Das wir dabei eine just den Müll raus bringende Hausbewohnerin verschreckten, als wir durch die gepflegte Koniferen-Hecke brachen, war so nicht beabsichtigt und widerspricht eigentlich unserem Ethos, dass besagt:

„Die Grundidee ist es, am Fluss entlang zu laufen oder ihm so nah wie möglich zu sein. Auch durch ihn durch zu laufen ist möglich. Sei kreativ und schone dabei das Eigentum anderer“ (Ottenjann et al 2021).

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Die Nerven der netten Dame haben wir sicher nicht geschont. Die Mittagspause verbrachten wir bei kühlen, feuchten Temperaturen im alten Spritzenhaus (geb. 1826) der Freiwilligen Feuerwehr Hohenholte, welches 1988 zur Wanderhütte umfunktioniert wurde. Feuer wäre schön und wärmend gewesen, uns blieb nur lauwarmer Tee und ein Schluck aus dem Flachmann.

Weiter ging es hinter Hohenholte durch erste renaturierte Aa-Auen. Hier kann sich der Fluss seinen Weg so bahnen wie er will: „Nicht mehr geradlinig, sondern in Schleifen durchfließt die Aa jetzt die extensiv bewirtschaftete Wiesenfläche, auf der Milchvieh grast. Durch die Verbreiterung des Flussbettes und die Anlegung eines Kleingewässers entstanden wechselfeuchte Biotope. Das zu einer sogenannten Sekundäraue umgestaltete Gelände kann jährliche Hochwässer zurückhalten."

Eine nächste Mühle – die Klostermühle – liegt auf dem Weg flussabwärts. „Die alte Klostermühle in Hohenholte, das zu Havixbeck gehört, gehört zu den „Urgesteinen“ der Mühlen in der Region und stammt noch aus dem Jahre 1225. Damit ist die ehemalige Stiftsmühle eine der ältesten ihrer Art im Münsterland.“ Neben der Mühle durchs Gebüsch geschlagen, ging es für uns in feinem Nieselregen – irgendwie typisch für das Münsterland – weiter gen der Bauerschaft Schonebeck. Nach dem Dorf wirkte die Landschaft weit und verlassen auf uns. Vorbei an Gehöften, kein Hofhund weit und breit, zwischen Aa und Felder von Biomasse-Plantagen hindurchschlängelnd, über Wiesen und durch Wälder, präsentierte sich der Verlauf der Aa in Schonebeck durchaus abwechslungsreich.

In der Nähe der Burg Hülshoff – Geburtshaus der großen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff - standen wir dann hinter einer Kurve unverhofft mitten im Sumpf. Der alte Mühlenteich von Beckfelds Mühle, schon lange nicht mehr in Betrieb, war dermaßen versumpft, dass sich in dem ehemaligen Staubereich eine Miniatur-Sumpflandschaft entwickelt hatte, die uns einiges abverlangte, aber auch sehr schön zu erleben war.

Kurz hinter der Mühle, entlang der Aa, über eine große Wiese mit einigen alten, frei stehenden Eichen, gelangten wir an die Kreis- und Ortsgrenze zwischen dem Kreis Coesfeld (Havixbeck) und der kreisfreien Stadt Münster (OT Nienberge). Auf Münsterschem Stadtgebiet dann eine weitere relativ große Renaturierungsfläche.

Die Hunnebecke wurde 2019 im Bereich der Sekundäraue auf einer Strecke von 200 m aus ihrem Gewässerbett gehoben und in geschwungenem Verlauf durch diese geführt. Hier mündet, wie auch im Quellgebiet der Aa, ein Krummer Bach in die Münstersche Aa, der schon einige Jahre zuvor renaturiert wurde.

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Die Brücke unter der Hülshoffstraße (L 529) durchwatend, erreichten wir nun immer weitere Abschnitte einer renaturierten Aa. Keine steilen Böschungen mehr, sondern wilder Bewuchs, viel Flora & Fauna anstatt Monokultur und begradigtem Kanal. Hin und her schlängelnd hat das Flüsschen nun mehr Platz für sich und sein Wasser. Schön zu sehen war nahe eines Gehöfts, eine Weide auf der Bunte Bentheimer im Schlamm wühlten und sich schweinisch wohl fühlten.

Unter der Autobahnbrücke der A1 – mittlerweile wurde es doch immer kühler und feuchter – rasteten wir, bauten den Trangia-Sturmkocher zusammen und es gab heißen Kakao und was zu Futtern. Das Umspannwerk im Rücken wanderten wir – langsam kündigte sich schon der Abend an – Richtung Gievenbeck und stießen unverhofft an einer kleinen Baumgruppe auf ein entzündetes Grablicht.
Rätselnd, was unter dem Erdhaufen wohl bestattet wurde, setzten wir unsere Wanderung fort und einigten uns auf ein mittelgroßes Haustier, das im Schatten großer Pappeln seine letzte Ruhe gefunden haben sollte.
Der Lauf des Lebens, der Lauf des Flusses – alles ein kommen und gehen – ein Kreislauf der Zeit und Gezeiten….
Etwas weiter dann wieder ein Fund der morbiden Art: In einer Ackerfurche fanden wir ein Tierskelett, welches wir bisher nicht zuordnen konnten. Von Bisamratte über extra dickem Fisch - keine Ahnung.
                                

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Schnell ging es nun über Wiesen, den ein oder anderen Zaun übersteigend und unter der Brücke der Roxeler Straße hindurch, gen Aasee und Innenstadt. Die Sentruper Höhe und den renaturierten Bereich hinter der Sentruper Straße durchwanderten wir dann schon im Zwielicht. Hier und da konnten wir ein Reh oder Hasen auf den Wiesen und in den Hecken entdecken. Eine schöne Aa-Landschaft, die hier entstanden ist und die von einigen Münsterschen Poltiker:innen gern mittels Wanderweg erschlossen werden könnte.

Wir meinen: Flusswanderungen sind ohne Wege, umsichtig und leise begangen, ohne Massen an Sonntagsausflüglern, viel entdeckungsreicher und näher dran. Das Haus Kump erreichend, war es dann dunkel. Die Aa wurde hier rund um Haus Kump aufwändig und sehr großzügig in einen naturnahen Zustand zurück versetzt.

Im müden Tempo ging es dann das Ufer des uns gut bekannten Aa-Sees entlang, bis zu den Giant Pool Balls, den drei überdimensionalen Billardkugeln der Skulptur Projekte 1977, wo sich unsere Wege für den heutigen Tag trennten und der erste Teilabschnitt der Aa-Begehnung nach 28 Wanderkilometern abschließt.

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Zweiter Teilabschnitt – von den Kugeln zur Mündung

Frühmorgens, an einem Sonntag im Herbst, auf, zum zweiten Teil der Aa-Wanderung: von den Kugeln zur Mündung.

Flussabwärts, wo der Aasee sein Wasser entlässt, die Goldene Brücke unterqueren - im Volksmund erhielt die Brücke diesen Namen, weil die Baukosten so hoch waren, dass man die Brücke gleich aus Gold hätte bauen können -, ab, durch die kaum zu erahnenden Reststrukturen des alten münsterschen Zoos, ein Blick auf die massive Beton-Fischbrücke an der Badestraße, zum Stadtbad Mitte, Münsters erster "Bade- und Waschanstalt" (erbaut 1889), älteren Münsteranern auch als "Zoobad" bekannt, zur Westerholtschen Wiese, die in den letzten Jahren zu einem Lieblingsplatz plantschender Kinder und Gassi-gehender Stadtbewohner:innen geworden ist.

Nach der Renaturierung in 2018 - vormals verlief die Aa hier in einem fiesen Betonprofil – ist der Verlauf nun durch Baumstämme und Findlinge im Wasser, einem kleinen Sandstrand, Kiesbett, Wasser- und Uferpflanzen derart attraktiv gestaltet worden, dass wiederum attraktive Menschen sich Sommertags in Bikini und Badeslip sonnend am Ufer aalen. Wir nicht. Wir wandern.

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Eine weitere Brücke, die wenig bekannte Schweden-Brücke am Stadtgraben, überquerend, den Aa-Seitenweg entlang in die Altstadt Münsters. Vorbei an geschichtsträchtiger Georgskommende (13. Jh. - 1953 / Deutscher Orden) und Bispinghof (ca. 900 als Wirtschaftshof für die Versorgung des Bischofs errichtet) – was erhalten blieb ist nun Uni Gebäude – am wenig schönen Aegidiimarkt vorbei, die Brücke mit dem Brückenheiligen Johannes Nepomuk überquerend, zwischen Juridicum und Petrikirche hindurch, am Garten des Bischofs vorbei bis zum Spiekerhof, nur ein Steinwurf vom Paulus Dom entfernt. Der städtische Aa-Seitenweg führt wunderbar durch die Stadt. Nur den zu Fuß gehenden vorbehalten, lässt es sich hervorragend schlender, latschen, wandern.

Der Zwinger, Teil der frühen Stadtbefestigung mit sehr bewegter Geschichte, und das imposante Gebäude des Adolph-Kolping Berufskollegs seien noch erwähnt, bevor ich mich in die Stadtgeschichte eingrabe, was nicht sein soll, denn hier geht es ja um den Fluss und das Wandern. Das Aa-Erlebnis!

Die Promenade, oft dubioser weise als Münsters „Fahrradautobahn“ (welch Paradoxon!) tituliert, überschreitend, hinter großen Stadthäusern her, an kleinen Gärten und einer Schrebergartenkolonie vorbei, kommen wir zur nächsten großen Renaturierung der Aa an der Kanalstraße. Auch hier hat sich ein kleines Naturparadies entwickelt, das ausgiebig von jungen Familien und ihren kids genutzt wird, um kleine Staus zu bauen und selbstgebastelte Schiffchen auf die große Reise zur Ems zu schicken. Diese Reise machen wir heute auch – per pedes.

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Nach dem wirklich schönen Weg entlang der Kanalstraßen-Aa, wurde es etwas unwegsamer. An einem kleinen Stauwehr mussten wir uns entscheiden: Pferdekoppel mit Pferd & Reiterinnen - könnte Konfliktpotential haben, wenn wir einfach so über den Stacheldraht (kurz kommt die Idee auf, das nächste mal eine Kneifzange mitzunehmen) klettern und Pferdeäpfeln ausweichend über die Weide stapfen – oder, „außen rum“, der Kanalstraße folgen, stückweise übers Grundstück und vorbei an den Reithallen der Reitschule Stegemann-Wibbelt, ein Stück dem Max-Clemens Kanal entlang gehen und an der Hecke, die die Bälle der Handicap-Hunter Golfübungsanlage aufhalten soll, vorbei drücken, hin bis zur Brücke, welche die Straße Zum Rieselfeld über die Aa laufen lässt, hier dann wieder ab ans Ufer. Wir entschieden uns gegen die Pferde.

Kurz vor dem Bahnübergang der Strecke Münster – Enschede, bemerkten wir dann, dass sich der Autoverkehr mächtig staute. Die Schranke des Bahnübergangs war geschlossen, ein Linienbus versuchte bereits zu wenden, was uns darauf schließen ließ, dass ein Passieren schon länger nicht möglich war. Die Eisenbahnbrücke, unter der die Aa hindurch fließt, ist nur wenige Meter vom Bahnübergang entfernt. Allerdings liegt diese hinter einem Privatgrundstück. Nun denn, der Fluss gehört allen und so hieß es: Schuhe aus und ab ins eiskalte Wasser, die Brücke unterquerend über Stock, Glitsch und Stein, ab ans andere Ufer.

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Hier dann Füße warm rubbeln und das wohl schönste Stück Aa Seitenufer erwandern. Bis zum Kinderbach ging es fast ohne Sichtkontakt zu humanoiden Spuren wie Gebäuden, Autos oder sonst was über Wiesen und durch Hecken.
Ab hier begleitete uns gefühlt immer wieder ein Graureiher. Am Ende unserer Tour, am Abend in Greven an der Ems, sollten es dann plötzlich zwei Reiher sein die wir beobachteten, wie sie zurück gen Münster entschwanden. Naja, wahrscheinlich waren es in Wirklichkeit Dutzende Reiher die wir sahen, aber irgendwie war es unser persönliche Wandervogel für diese Tour.

Am Kinderbach, dem Bach der durch Kinderhaus fließend in die Aa mündet, kurz vor Haus Coerde, dann wieder eine größere renaturierte Fläche: „Die Stadt Münster stellte im Jahr 2009 die Baumaßnahme „Naturstrecke und Polder Haus Coerde“ an der Münsterschen Aa und am Kinderbach fertig. Ziel dieser Maßnahme ist, die häufigen Abflussspitzen aus dem Stadtgebiet zu dämpfen sowie auch eine ökologische Verbesserung der betroffenen Gewässerabschnitte zu erreichen.“ Hier hat sich tatsächlich ein wildes, fast unzugängliches, sehr feuchtes Fleckchen entwickelt. Marc schwört noch heute, dass er eine ausgewachsene Wildsau im Schilf verschwinden sah – ich hege da so meine Zweifel. Aber egal, für Flora & Fauna auf jeden Fall eine überaus gelungene Renaturierung. Mehr davon!

Dubios dann der dahinter liegende Wald, mit am Baum aufgehängten Turnschuhen, einem irgendwie sehr aufgeräumtem Zustand, einem skelettierten Hasenkopf, dem die charakteristischen Zähne beim Aufheben ausfielen und einer irgendwie düsteren Stimmung. Komisches Gefühl. Vielleicht lag es auch am kalten Wetter, dem Regen, gar erster Müdigkeit? Weiter gings…

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…über die Wiese am Haus Coerde, welches nach verschiedenen Nutzungen nun ein genossenschaftlich organisiertes Wohnprojekt ist, bis zur Brücke an der Coermühle – aber eine Mühle ist schon lange nicht mehr vorhanden. Es gab, dem Haus Coerde angehörig, zwei Mühlen. Eine Roß- und eine Wassermühle. Letztere wurde durch das Wasser der Aa in Schwung gehalten. Nach dem II. Weltkrieg wurden alle Überreste der Mühle beseitigt. Heute existiert nur noch ein Bildstock, der in der Nähe der Mühle stand. Von der Mühle selbst ist nichts mehr zu sehen.

Schön zu laufen war es nun bei leichtem Nieselregen über großzügige Wiesenstreifen entlang des Aa-Ufers. Ziemlich andere Landschaft und landwirtschaftliche Beschaffenheit hier als oberhalb des Aasees, Richtung Quelle und Baumberge. Hier mehr Wiesen, Büsche und Hecken, oberhalb mehr Äcker. Hier scheint die Aa mehr Platz zu haben.

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Vorbei an Gehöften in ausreichender Distanz, bis zur „hohen“ Eisenbahnbrücke im Aatal kurz vor Sprakel. Vor der Eisenbahnbrücke liegt ein kleiner, eiserner Steg, den es zu überqueren galt und von dem gut die vorbei rauschenden Züge aus der Froschperspektive zu beobachten sind. Danach dann abenteuerliches Böschung-begehen, an einem Elektrozaun vorbei drückend, durch Brombeer- und Brennnesseldickicht. Der Regen nahm zu.

Unter der Brücke Gimbter Straße / Sprakler Straße gab es dann einen Espresso zum Aufwärmen und Energie tanken. Genau in dem Moment, in dem wir es uns im feinen Sand unter der Brücke fröstelnd bequem gemacht hatten, goss es wie aus Eimern, Kannen und Wannen. Glück gehabt. Den Pferden auf der nahen Koppel schien das nichts auszumachen.

Zügig ging es voran, wieder über breite Wiesen am Ufer, bis unter die Autobahnbrücke der A1. Wieder ein riesiges „Gebäude“ in dem es sich wohnen ließe. Es heißt, das der Kirchenchor aus Sprakel, im ersten pandemischen Corona-Lockdown, hier überdachte Open-Air-Proben abgehalten haben soll.

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Unter der Brücke hindurch, entlang der A1, stießen wir auf den bisher verwunderlichsten Fund: ein aufgeschweißter Tresor. Wohl vom wesentlich höher liegenden Rastplatz „West 1 – Gimbter Heide“ über den Zaun geworfen und die Böschung knapp 20 Meter weit hinunter geschlittert, fristet er nun wohl schon einige Jahre sein Dasein im Dickicht aus Farn und Kraut. Ob eine kriminalistische Nachforschung sinnvoll wäre? Der Tresor war leider leer.

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Die Aa schlängelt sich reizvoll durch den Aldruper Oberesch, kurvig und mit schönem Herbstlaub. Hier wird die Aa gemütlicher und bis zur Brücke der B219 / Aldruper Straße kommt sie fast zum Stillstand und ist wesentlich breiter und tiefer.  Das Wehr der Mühle des Schulzenhofes Höping Pellengahr staut die Aa auf. Kurz vor der Mühle, an der alten Gaststätte Zum Aatal, dann noch der Eintrag in ein „Gipfelbuch“, das wir in einem alten Postkasten, an einer Bank aufgestellt, gefunden haben. Mit vielen Grüßen!

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In der 1845 gebauten Mühle wird das Wasser der Aa mit einem Gefälle von 4 Metern nutzbar gemacht. Bis 1986 war Müller Hermann Kaupmann noch aktiv am Weizen schroten, bis zu seinem Tod. Heute, nach einer Renovierung 2013, wird mittels einer Turbine Öko-Strom hergestellt. Eine Bank unter einem dicken Baum lädt zur Pause ein. Hinter der Mühle fließt die Aa dann fast traurig in sehr begradigten Bahnen zwischen Äckern hindurch. Die Reiher fliegen nach hause, es regnet, es wird dunkel. Der Kirchturm der St. Josef Kirche in Greven ist in Sicht, die Ems nicht weit.

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Fast könnte es ein trauriges Ende nehmen, die Aa kanalisiert münden sehen zu müssen. Doch das wird aktuell verändert: eine große Baumaßnahme zur Renaturierung eines weiten Ems-Abschnittes, bezieht auch die Mündung der Aa mit ein. Das Flüsschen bekommt, vor der Vereinigung mit dem Fluss, noch einmal mehr Platz zugesprochen, darf sein Wasser über die Ufer schwappen, eine Stromschnelle hinunter plätschern und so dann fröhlich gurgelnd in die Ems münden. Ziel unserer A-Flusswanderung. Was noch kam: Kaffee und Kuchen im Nostalgie-Café am Niederort und eine müde Bahnfahrt zurück nach Münster. Absolut gelungene Flusswanderung!

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Die nächste Flusswanderung steht schon an, bald geht´s an die Bever...