Die große Flusswanderung von A-Z
 

B wie Bever

Die Bever ist ein rechter Nebenfluss der Ems im nördlichen Münsterland:

„Sie entsteht durch Zusammenfluss des 4,3 km langen rechten Salzbaches und des 12 km langen linken Süßbaches östlich von Schloss Harkotten bei Füchtorf. Die Bever fließt dann durch das Gemeindegebiet nördlich von Füchtorf und bildet mit ihrem Verlauf die Grenze zwischen Nordrhein - Westfalen und Niedersachsen, bis sie schließlich das Kloster Vinnenberg erreicht. Sie fließt nun entlang des Beverstrangs, vorbei am ehemaligen Kloster Rengering und durch Ostbevern. Zwischen Lütke Westhues und Schulze Osthoff bildet die Bever die Grenze zwischen Ost- und Westbevern. Der Fluss durchzieht Westbevern und mündet hinter Haus Langen in die Ems. Die Länge des Flusses beziffert sich auf 39,5km (incl. Süßbach).“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Bever_%28Ems%29)

 

Bever Erster Teilabschnitt - Samstag 12. Juni 2021

Die B Tour begann im Corona Testzentrum, um mit negativem Testergebnis eine gute Versorgungslage zu haben und unterwegs in Restaurants einkehren zu können, um es uns gut gehen zu lassen. Test – Negativ: Los geht‘s!

Wir starteten kurz hinter Schloss Harkotten, fast am „Dreiländer-Eck“, in dem sich die Regierungsbezirke Münster und Detmold mit dem Landkreis Osnabrück treffen. Es schien ein schöner Sommertag zu werden, der zwar kühl und bewölkt startete, aber ein toller Wandertag werden sollte.

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Erstes kleines „Highlight“ war tatsächlich der Zusammenfluss von Süß- und Salzbach, also quasi die „Quelle“ der Bever. Inmitten von Äckern gelegen, markiert mit einer dicken Eiche, die einen hervorragenden Picknickplatz erahnen ließ, fließt der bewegte Süßbach in den extrem begradigten und träge fließenden Salzbach. Ein irgendwie schöner Ort, vielleicht aber auch und besonders, weil für uns das nächste Flusswanderung Abenteuer begonnen hatte.

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Die erste Tierbeobachtung, eine Ricke mit ihrem Kitz, erspähten wir auf einer Lichtung in den Wäldern rund um Schloss Harkotten. Ein schönes Ausflugsgebiet, wenn denn das Café geöffnet hätte, was pandemiebedingt leider nicht der Fall war. Die Doppelschlossanlage beeindruckte jedoch auch ohne Kaffee & Kuchen. Neben den herrschaftlichen Gebäuden vor allem auch die Geschichten rund um die „weiße Dame“, die auch in diesen Schlössern gespukt haben soll, beflügelte die Phantasie.

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Das Schloss von Kettler - eines der Herrenhäuser - ist außerdem bekannt für namhafte Design-Firmen: Bis 1981 war Luigi Colani‘s Designfactory hier beheimatet, was dazu führte, dass „Harkotten ... zu einer Art Wallfahrtsort“ für die Industrie wurde. Flugzeug- und Fahrzeugdesign, Haushaltswaren und 2002 sogar die Uniform der Hamburger Polizei, alles konnte Colanis Design mehr oder weniger gut vertragen. Colani hat als junger Mann übrigens in einer Kornbrennerei in Klaus Heimatort Saerbeck gearbeitet. Vielleicht entstanden so die ein oder anderen skurrilen und futuristischen Design Ideen. Heute hat Sieger – Designe, erfolgreich geworden durch Badamaturen, seinen Sitz auf Schloss Harkotten, mit selbst entworfener Schlossflagge.

Marc hingegen hatte kaum Augen für Schloss & Park: Blasen an den Füßen nach nur knapp 4 Kilometern! Wie sollte das wohl weitergehen? Hätte er doch mal in neue Schuhe investiert, aber da ist der Münsterländer wohl zu kniepig gewesen. Kurze Zeit später riss übrigens auch seine Hose im Schritt, auch nicht schön.

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Für uns hieß es weiter, immer die Bever abwärts, die hier die Grenze zwischen Landkreis und Regierungsbezirk, bis kurz vor Kloster Vinnenberg darstellt. An der Kläranlage Füchtorf, kurz vor einem größeren renaturierten Beverabschnitt am Zufluss des breiten „linksseitigen Talgrabens“, dann unsere erste Flussüberquerung über eine Staustufe. Die Bever, hier schon zu einem mittleren Fluss angewachsen, schob mit schon recht starker Strömung ihre Wassermassen durch ein leider sehr begradigtes Flussbett. Wir kamen geschmeidig und galant auf die andere Seite und setzten unseren Weg ein Stück weit den Wanderweg X17 des Westfälischen Heimatbundes folgend, durch ein waldiges Landschafts- und Naturschutzgebiet fort.

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Gegen Mittag konnten wir am alten Kloster Vinnenberg, welches heutzutage ein Bildungs- und Exerzitien Haus ist, in den gegenüber liegenden Landgasthof „Zum kühlen Grunde“ einkehren. Willkommene Mittagsrast bei doch stetig steigenden Temperaturen. Dank unserer negativen Testergebnisse vom Morgen, konnten wir uns mit kaltem Potts Landbier, Cola und einer großen Portion Bandnudeln & Gemüse stärken. Zum Abschluss noch einen Espresso, ein kurzes Nickerchen unter der alten Linde, ein Naturdenkmal das 400 – 600 Jahre alt sein soll, Füße pflegen und pflastern, einer kurzen Stippvisite beim Vinnenberger Gnadenbild, der Mutter Gottes vom Himmelreich, ging es gestärkt in Körper und Geist weiter für uns. Der Fluss rief und ruft immer und stetig!      

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Parallel zum Beverstrang, eine die Bever entlangführende Landstraße, liefen wir durch Büsche, Wälder, Äcker und Wiesen den Fluss entlang. Bauern mit ihren Traktoren ausweichend, den ein oder anderen Rehbock aufscheuchend, einen „lost Cowboystiefel“ überrascht betrachtend, immer dem Ufer einer hier und da naturnaher werdenden Bever entlang.

Die Idee für einen kurzen Abstecher, um eine Flasche Kokolores Weizenkorn mit Kakaoverfeinerung bei Westfalenkraft (www.westfalenkraft.de) zu besorgen, verwarfen wir ob unserer ständigen Maxime der Gepäckgewichtsreduktion. Aber eins ist uns natürlich dennoch klar: "So hell wie der Himmel, so weich wie das Land: Münsterländer Korn ist purer Lebensgenuss und so klar wie die Menschen in der Region". Ein Zitat des Landes NRW. Egal. Die Tage mal mit der Leeze bei Westfalenkraft® vorbei pedalieren und ne Flasche Kokolores in die Radtasche stecken, nahmen wir uns fest vor.

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Das Waldgebiet Schirl mit fantastischem Vogelkonzert erreichend, wussten wir, dass das Tagesziel Ostbevern und ein leckeres Abendessen nicht mehr weit waren. Immerhin war diese Tagesetappe mit knapp 24 km über Stock & Stein schon ganz ordentlich. Hunger und Müdigkeit machten sich bemerkbar. Sonne und Hitze trugen das Ihrige dazu bei.

Der Schwanensee in Ostbevern und ein schöner renaturierter Auenabschnitt, sollten der Abschluss des ersten Tages an der Bever sein. Wir zuckelten ins Städtchen, Marc konnte noch schnell Blasenpflaster und Nähzeug besorgen und im Grillrestaurant „bei Niko‘s“ fanden wir dann das, was wir suchten und brauchten. Schuhe aus und futtern: Falafel, Pommes und kühles Bier! (beinikos-ostbevern.de)

Zum Übernachten verzogen wir uns in ein Wäldchen hinter der Franz von Assisi Grundschule, in der Nähe der Ostbevernschen Sportanlage, wo irgendwo bis in die frühen Morgenstunden eine fette Party gefeiert und auch wohl ein Moped Test gefahren wurde. Egal, wir waren so müde, dass Hängematte und Isomatte relativ gut „beschlafen“ wurden.

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Bever Zweiter Teilabschnitt - Sonntag 13. Juni 2021

Am frühen Morgen, die Partygänger waren wohl erst eine knappe Stunde zuhause, weckte uns ein Vogelkonzert der Superlative und wir waren schnell putzmunter. Am Schwanensee einen ersten Espresso kochend, warteten wir auf die Öffnung der Bäckereien, um uns für die zweite Etappe entlang der Bever zu stärken.

Zügig Tagesproviant besorgt und beim Bäcker Schmitz, neben der Alten Post und gegenüber der St. Ambrosius Kirche, beim Frühstück mit einem Radler aus Lengerich plaudern, startete der Tag gut. Nach einem kurzen Abstecher am modernen und nagelneuen Rathaus vorbei zum Wassertretbecken, um die Füße für ihre Aufgabe zu wecken, ging es bei Kocks Mühle wieder ans Bever Ufer. Es stand nur eine verhältnismäßig kurze Tagesetappe von gut 15 Kilometern an.

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Vorbei an Erdbeerfeldern, auf denen schon die ersten Selbstpflücker*Innen Erdbeeren naschten, waren wir froh, schnell bewaldetes Ufergebiet zu erreichen, da die Sonne schon am Morgen recht kräftig schien. Eine extra eingeplante Flussüberquerung erfrischte uns kurzfristig und es blitzte die Idee auf, ins kühle Nass zu springen. Aber dafür war uns das Wasser dann doch zu kalt und wir auch irgendwie zu bequem. Nächstes Mal dann ganz bestimmt.

Durch das Naturschutzgebiet Beverauen wandernd, erreichten wir zügig Westbevern, was keine 7 Kilometer von unserem Schlafplatz entfernt liegt. Schön das große Bienenhaus des Imkervereins Westbevern und der kleine Bürgerpark der am Ufer der Bever angelegt wurde. Wir kehrten in die einzige Gaststätte „Gasthof zur Bever“ des kleinen, keine 4.000 Einwohner zählenden Ortes ein, um uns einen Pott Kaffee und eine etwas enttäuschende Herrencreme zu gönnen.

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Vorbei an der Pfarrkirche St. Cornelius & Cyprian, dem dicken Postboten und einer noch dickeren Linde, kamen wir Haus Langen, einem alten Rittergut mit seiner in der Region als Ausflugsort bekannten Wassermühle immer näher. Eine kurze Pause an der Krinkhütte „Zur Fledermaus“ und tatsächlich wurde es dann quasi touristisch rund um Haus Langen. Ein Angler mit seinem Sohn berichtete uns, auf einer Beverbrücke stehend seine Rute auswerfend, vom Fang des Tages. Viele Rad- und Wandertouristen kreuzten unseren Weg und an der Mühle war quasi Schlange stehen zum Foto schießen angesagt.

Hinter Haus Langen mäandert die Bever wunderschön die letzten knapp 1.000 Meter bis zur Mündung in die Ems. Wir schlugen uns noch einmal durch die Büsche, um die Landschaft zu genießen und standen dann viel zu schnell auf einer hohen Brücke, die direkt über der Mündung der Bever in die Ems errichtet wurde. Eine Brücke, da hier der Emsdeich schon recht hoch ist. Wir ließen uns auf einer Bank nieder, futterten etwas und beobachteten die vorbei ziehenden Reiter*innen, hoch zu Ross oder auf dem Drahtesel.

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Nach der Rast liefen wir die Ems entlang bis zu einer Brücke die wir überqueren mussten, um zügig zum Waldfriedhof Lauheide zu gelangen, wo wir die Stadtbuslinie 4 in die Innenstadt nahmen und unsere zweite Flusswanderung – die Wanderung B – ihr schönes und müdes Ende nahm.

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Unser Fazit: Wieder ein Stück nahe Umgebung erkundet, Kultur, Kulinarik und Natur genossen, wie immer mit der Erkenntnis: „Das Gute liegt so nah und alles ist im Fluss…“.

Klaus, 01.08.2021