Die große Flusswanderung von A-Z
 

E wie Emmerbach

Der Emmerbach ist ein etwas 36 km langer Nebenfluss der Werse, der in Ascheberg-Herbern entspringt und von dort durch die südlichen Stadtteile von Münster in Westfalen fließt. Später mündet er in die Werse. Der Bach wird in zwei Dükern unter dem Dortmund-Ems-Kanal hindurch geleitet und durchfließt die sog. Kanalinsel Hiltrup. Er kreuzt 6 mal die Autobahn 1 (A1) und drei mal die Zuglinie Münster – Dortmund. Als das Emmerbachtal wird das östlich des Dortmund-Ems-Kanals gelegene Ortsviertel von Hiltrup bezeichnet, in dem der Emmerbach durch einen kleinen „Mangrovenwald“ fließt.
Die Emmerbach-Flußwanderung wurde wegen Nachwuchs in der Flusswanderungsfamilie etwas stückelig und improvisiert durchgeführt. Ein erster Teil führte uns via Fahrrad von der Quelle bis – bedingt durch eine Fahrradpanne – zur Wildbahn Davert. Teil zwei per pedes von Davensberg bis Amelsbüren und Teilstück drei dann von Amelsbüren multimodal bis zur Mündung des Emmerbachs in die Werse.


Teil 1 / Fahrrad

Start war für Teilstrecke 1 der Bahnhof in Capelle, die Fahrräder waren mit dabei. Der Emmerbach entspringt auf einer Wiese unweit Herberns und des Schlosses Westerwinkel, zu dem sich ein Abstecher, auch wegen der schönen Parkanlage lohnt. Über den angrenzenden Golfplatz und durch den sich anschließenden Wald, geht es für das Bächlein zuerst kilometerweit durch öde Agrarflächen weiter gen Norden Highlight hier nur die, nun auch bei Google-maps verewigte, Emmerbachbrücke am Adrup-Hagenweg auf Ascheberger Gemeindegebiet und der Ritt auf der bronzenen Sau an der GFS – Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung. Der Emmerbach wird zwar immer breiter und durchaus zu einem kleinen Fluss, leider aber sehr flurbereinigt und begradigt, vorbei am Klärwerk Ascheberg, hier dann schon zum dritten Mal unter der A1 durch geflossen, bis zur Amelsbürener Straße bei Davensberg.
An dieser Stelle beginnt dann eine Renaturierungsmaßnahme und der Bach fließt naturnäher durch eine alte Brücke, die Bahnlinie Münster - Lünen - Dortmund kreuzend, hindurch auf die Deipe Wiese. „Direkt in Davensberg – zwischen Dorf, Burgturm und Bahnhof – liegt die Deipe Wiese mit dem Emmerbach. Ein ideales Refugium für den kleinen Spaziergang durch die Natur. Nicht nur die Azurjungfer, eine seltene Libellenart, hat hier eine Heimat gefunden. Der Rundweg ist nur gut einen Kilometer lang und lädt auf der Bahnhofsseite mit einer kleinen Aussichtsplattform zum Beobachten und Verweilen ein.“ (Ascheberg Marketing e.V.) Auch zieht eine kleine Gruppe Soay-Schafe und ein paar Ziegen über die Wiese, die sich nett beobachten lassen. Das Soay-Schaf ist vom Aussterben bedroht und die Weidehaltung in Davensberg soll dem Erhalt der Schafrasse dienen. Tipp in Davensberg: der Bienenstich (Kuchen) im genossenschaftlichen Dorfladen. Super lecker!
Unser erster Teilabschnitt des Emmerbachs war ca. 25 km lang und endete mit Platten und keinem Flickzeug, schiebend, Luft pumpend und schnell fahrend auf möglichst direktem Weg nach hause – mit dem Vorsatz, bald wieder am Emmerbach zu sein!



Teil 2 / zu Fuß

Am Bahnhof Davensberg startete unser zweite Abschnitt der Emmerbach-Flusswanderung. Erneut die Deipe-Wiese und den Burgturm passierend ging es nah dran am Emmerbach Richtung Frieport. Einen Eisvogel schnell davonfliegen sehend, überquerten wir zügig ein Swin-Golf Gelände ohne irgendwelche Spieler:inne zu sichten und standen schnell an der nun vierten Autobahnbrücke für den Emmerbach. Erstaunlicherweise zeigte der Bach hier eine üppige Unterwasserpflanzenwelt, die ziemlich gesund aussah.
Barfuß setzten wir unseren Weg durch den Bach und die Autobahnbrücke fort, um dann nach einem schönen Wiesenstück eine Eisenbahnbrücke, der schon genannten Linie Münster – Dortmund zu durchschreiten. Hier schließt sich dann ein kleiner Wanderweg an, der zur Wildbahn Davert führt. Aus einem NABU Projekt mit Unterstützung von EU & Land, wurde eine Feuchtwiesenlandschaft renaturiert, auf der heute Konik-Pferde und Heckrinder für eine artenreiche Beweidung sorgen. Von einer Aussichtsplattform und am besten mit Fernglas, lassen sich die Tier zu jeder Jahreszeit beobachten, was einen Ausflug wert ist.


An die Wildbahn schließt sich das Waldgebiet Davert an. Der Emmerbach fließt am Waldrad und durch das Waldgebiet weiter. Er ist Teil des Flora-Fauna-Habitat-Gebietes „Davert“ und des Vogelschutzgebietes „Davert“ und damit Bestandteil des europäischen Netzes NATURA 2000.
Erneut eine Autobahnbrücke (#5) unterquerend, wieder barfuß und jetzt schon bei Dunkelheit, kamen wir auf Amelsbürener Gebiet an. Hier ging es für uns entlang des Kanals zum Bahnhof und ab nach hause. Vom 2. Teil, der wirklich schön zu gehen ist, gibt es wegen unserer eher mangelhaften „nachtaktiven“ Kameratechnik eher wenige Fotos. Richtig schön war der Vollmond incl. stürmischem Wolkenspiel.


Teil 3 / zu Fuß & Münster-Loop

Hatten wir die beiden ersten Teile im Februar und September 2022 bewandert, so starteten wir den dritten und letzten Teil der Emmerbach - Flusswanderung Ende Februar 2023. Erneut mit der Bahn, ging es für uns nach Amelsbüren. Vom Bahnhof schnurstracks zum Emmerbach, der quasi parallel zum Dortmund-Ems-Kanal (DEK) bis nach Münster-Hiltrup fließt, um ein gutes Stück einen schönen Weg am Bach entlang durch Amelsbüren zurück zu legen. Über eine große Feuchtwiese (renaturiert 2017) und durch das kleine Dorf, vorbei am Sportplatz, auf dem die Minikicker sich mächtig verausgabten, ging es bis zum südlichen Düker des Emmerbaches, der unter dem DEK hindurch führt. Aufgrund der Wassermassen im Februar, war der Düker auch fast randvoll gefüllt. Tauchen wollten wir nun wirklich nicht und die Idee, den Kanal im Februar zu durchschwimmen, hatten wir auch verworfen. Also wenige hundert Meter Umweg zur nächsten Kanalbrücke und schon standen wir auf der Kanalinsel, die so heißt, weil ein alter Kanalarm und ein neu ausgebauter, eine künstliche Insel haben entstehen lassen. Die Kanalinsel hat etwa eine West-Ost Ausdehnung von 2 km.


Diese Insel hieß es nun für uns zu überqueren, um an der anderen Seite vor dem östlichen Düker des Emmerbachs zu stehen, wo dieser den DEK ein zweites mal unter-fließt.
Da hier leider ein ewig weiter Umweg zur nächsten Kanalbrücke zu gehen wäre, entschlossen wir uns schon bei der Planung, das Münster-Loop, einen On-Demand-Service des Nahverkehrs, zu nutzen. Neben den normalen Bushaltestellen gibt es fast 500 virtuelle Haltestellen,  zu denen man via App ein Ruftaxi, bei denen es sich beim Loop-Projekt um elektrische London-Taxis handelt, bestellen kann. Also ideal für uns. Die nächste virtuelle Haltestelle angepeilt und los gings im Loop auf die andere Seite des DEK zum östlichen Düker des Emmerbachs.


Hier startet wohl der schönste Teil des Emmerbachs. Bereits 1986 in einem Pilotprojekt renaturiert, fließt der Bach hinter dem Wohngebiet Emmerbachtal durch ein flaches, mit Hainbuchen und Stieleichen bewachsenes Ufergebiet, das dem Bach Platz lässt und wo neben Trampelpfaden auch ein Fußweg am Ufer entlang führt. Vorbei am Spielplatz, führt der Bachlauf mit plötzlich teilweise steilen Ufern, in einen kleinen Mangrovenwald.
Wir mussten uns tatsächlich richtig durch den Busch durchschlagen, um zur Brücke Albersloher Weg/Rummler zu gelangen. Hier ist der Emmerbach Grenze zum Kreis Warendorf und fließt, nun wieder agrarisch-grade, Richtung Nordost, vorbei an ein paar Feriendomizilen, zur Werse, wo er – nah am Haus Dahl – mündet und unsere Flusswanderung „E“ endet.


Fazit: Eine Emmerbach-Flusswanderung ist auf jeden Fall ein Geheimtipp vor den Toren Münsters! (Bericht by Klaus)